Das "Arturo Benedetti Michelangeli"Dokumentationszentrum   |
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Unmittelbar nach dem Tod von Arturo Benedetti Michelangeli am 12. Juni 1995 in Lugano fanden in der ganzen Welt Veranstaltungen zur Erinnerung an diesen großen Meister statt, die oft mit künstlerisch erstklassigen Konzerten oder Aufzeichnungen verbunden waren. Was bei allem Eifer fehlte, war ein umfassendes wissenschaftliches Projekt mit dem Ziel, die historischen Zeugnisse zur Dokumentation der Biografie und der Arbeit des großen Meisters zu sammeln und für die Nachwelt zu erhalten. Wenn man bedenkt, was für eine Flut von wissenschaftlichen Veröffentlichungen einem Virtuosen am Klavier wie dem Kanadier Glenn Gould nach seinem Tod gewidmet wurde, kann einem die Sorge überkommen, dass in Italien und in Europa bei anhaltendem Desinteresse der Gelehrten und Musiker selbst ein Titan wie Arturo Benedetti Michelangeli von der Musikgeschichtsschreibung und von der Kritik mittelfristig vernachlässigt oder unterbewertet werden könnte. Aus diesem Grund wurde im Frühling 1999 in Brescia das nach Arturo Benedetti Michelangeli benannte Dokumentationszentrum eröffnet, ein gemeinnütziger Verein, der sich über Mitgliedsbeiträge finanziert und in kurzer Zeit zu einer international bekannten Sammelstelle für alle Arten von Quellen und Zeugnissen, aber auch für Bücher und Studien über den Meister und seine Kunst wurde. Das Zentrum wird von den Musikwissenschaftlern Stefano Biosa und Marco Bizzarini geleitet und konzentrierte seine Arbeit in den ersten Jahren darauf, bibliografisches bibliografisches Material zum Leben und Wirken des Meisters zu erwerben und ein vollständiges Schallplattenverzeichnis zu erstellen. Außerdem wird eine Chronologie aller Konzerte erstellt, an denen Arturo Benedetti Michelangeli in seiner Laufbahn teilgenommen hat. In dieser ersten Phase nahm das Zentrum Kontakte zu Einrichtungen und Personen auf der ganzen Welt auf, die in freundschaftlichen oder beruflichen Beziehungen zu Michelangeli standen. Dabei kamen unzählige Informationen und Dokumente aller Art zusammen: Bücher, Platten, Zeitungsartikel, Präsentationen und Rezensionen von Konzerten, Plakate und Fotos. Die Sammlung solcher Quellen wird fortgeführt und wir sind weiterhin all denen dankbar, die uns Hinweise und Material zukommen lassen. Unter aktiver Teilnahme des Dokumentationszentrums wurden vor kurzem in Italien zwei bedeutende Monografien veröffentlicht: Am 15. November 2003 richtete das Dokumentationszentrum in Zusammenarbeit mit Teche Rai, der Provinz Brescia und der Fondazione Civiltà Bresciana eine Studientagung über Die Klavierkunst von Arturo Benedetti Michelangeli aus. Unter den Vortragenden fanden sich bekannte Namen von Gelehrten, wie Sergio Sablich und Luca Chierici. Bei dieser Gelegenheit wurde von der Gesellschaft RAI ein Film aus den späten 50-er Jahren vorgeführt. Die italienische Ausgabe des Buches von Lidia Kozubek wurde in Brescia, Bozen und Lugano vorgestellt - drei Städte, die eng mit der Erinnerung an den Maestro verbunden sind. Bei der Veranstaltung in Lugano am 25. April 2004 wurden neben der Vorstellung des Buches auch seltene Bilder gezeigt, außerdem spielte Lidia Kozubek ein Rezital von Chopin in der Kirche San Rocco. Bei der Durchführung halfen Mira und Sergio Arma von Mendrisio, die Michelangeli in seiner Schweizer Zeit sehr nahe standen. Im Centro Trevi von Bozen wurde in italienischer Erstaufführung der Filmmitschnitt eines Konzerts gezeigt, das Michelangeli im April 1981 im Auditorium von Besso-Lugano gehalten hatte. Schließlich bringt das Zentrum eine Zeitschrift heraus, die der Erinnerung an Michelangeli und der Klaviermusik im Allgemeinen gewidmet ist. Bereits heute, nicht mehr als zehn Jahre nach dem Tod des Meisters, scheint es möglich, die historische Bedeutung dieses genialen Künstlers zu erfassen. Natürlich muss ein solches Unterfangen mit der nötigen Vorsicht angegangen werden: wie Lidia Kozubek ganz richtig schreibt, entzieht sich die Persönlichkeit von Arturo Benedetti Michelangeli jedem Versuch einer Einordnung in ein Schema.
Vor Jahren war in einer wichtigen italienischen Tageszeitung zu lesen, dass Michelangeli als Pianist den Geist des 20. Jahrhunderts verkörperte. Ohne Zweifel steckt in dieser Feststellung ein wahrer Kern. Die Sorgfalt des Musikers bei der Auswahl seiner Instrumente (von Richter sagte man dagegen, er wähle unter zwei Klavieren immer das schlechtere aus) ist vielleicht vergleichbar mit dem Verhältnis zwischen einem Rennfahrer und seinem Boliden, und vielleicht ist es das, was das Moderne an Michelangeli ausmacht. Aber gleichzeitig lebten in Arturo Benedetti Michelangeli wie in allen ganz großen Menschen auch Elemente, die über den Geist der Zeit bei Weitem hinausgingen. Aus diesem Grund wird seine Gegnerschaft zu eben diesem Zeitgeist, die sich in einer Distanzierung von der musikalischen Avantgarde und in einer kritischen Haltung zu deren typischen Lesarten äußerte und früher zu ideologischen Konflikten führte, vielleicht eines Tages mit einem unbelasteteren Blick betrachtet werden können. Mit anderen Worten: Es ist über jeden Zweifel erhaben, dass die Musik des neuen Jahrtausends von der Weltsicht eines Arturo Benedetti Michelangeli auch heute noch eine Menge zu lernen haben wird. Denn bei der durch die vielen zentrifugalen Kräfte ausgelösten Verwirrung, Verwirrung, die heute allerorten anzutreffen ist, besteht mehr denn je Bedarf an unerschütterlichen Orientierungspunkten. Wir danken bereits im Voraus für alle Hinweise über in Italien und im Ausland veröffentlichte Artikel und Rezensionen zu Arturo Benedetti Michelangeli. Wenn Sie Mitglied beim Dokumentationszentrum werden wollen, wenden Sie sich an folgende Adresse: Stefano Biosa & Marco Bizzarinic/o Centro di Documentazione "Arturo Benedetti Michelangeli" Casella postale 135 (ex 399) Piazza Vittoria, 1 I-25121 Brescia - Italien e-mail: cdabm@libero.it centromichelangeli@yahoo.it Internet: www.centromichelangeli.com
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Copyright: Centro di Documentazione
«Arturo Benedetti Michelangeli». (Revised: November, 2012) |